eMission ZERO: Linde Material Handling betreibt eigene Wasserstoff-Infrastruktur
Wasserstoff ab WerkFakt ist: Wasserstoff bildet einen festen Baustein im Energiemix der Zukunft. Linde Material Handling erkannte diese Entwicklung bereits frühzeitig – und hat mit einem wegweisenden Projekt den Kreis geschlossen: Seit Mai 2023 wird auf dem Aschaffenburger Werksgelände mittels zertifiziertem Grünstrom Wasserstoff produziert, der dann als Treibstoff für die werkseigenen Brennstoffzellen-Fahrzeuge zur Verfügung steht. Mit dem deutschlandweit einzigartigen Anwendungsszenario leistet Linde abermals Pionierarbeit.
Mit der Wasserstoff-Infrastruktur festigt Linde Material Handling nicht nur seine Technologieführerschaft; wir generieren damit auch weitere wertvolle Erfahrungen, von denen unsere Kunden unmittelbar profitieren werden.
Andreas Krinninger, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Linde Material Handling, Mitglied des Vorstands der KION GROUP AG
Von der Herstellung bis zum Tanken: So funktioniert die Wasserstoff-Infrastruktur
- Grünstrom: Um die Wasserstoffproduktion komplett klimaneutral zu gestalten, setzt Linde ausschließlich zertifizierten Grünstrom ein – also Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Sonne oder Wasserkraft.
- Elektrolyseur: Unter Einsatz des Grünstroms wird im Elektrolyseur Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff (O2) und Wasserstoff (H2) zerlegt. Anschließend erfolgt die Trocknung des gasförmigen Elements, indem man es auf -40 °C abkühlt.
- Kompressor: Um den Wasserstoff später tanken zu können, muss dieser verdichtet werden. Hierfür sorgt ein Kompressor, der ihn von 30 auf 450 bar komprimiert.
- Lagerung: So verdichtet lässt sich der Wasserstoff ideal lagern. Dies erfolgt in einem speziellen Druckspeichermodul mit zwei Sektionen, die wechselnd befüllt oder entleert werden.
- Dispenser: Hier tankt man den Wasserstoff in die Brennstoffzellen-Stapler. Im Unterschied zu herkömmlichen Verbrennern müssen dabei neben dem eigentlichen Zapfventil noch ein Datenkabel sowie ein Schlauch für die Wasserabsaugung angeschlossen werden.
- Fahrzeug: In den Brennstoffzellen der Flurförderzeuge reagiert der Wasserstoff nun wieder mit Luftsauerstoff zu Wasser, Wärme und Strom. Letzterer wird in der Lithium-Ionen-Batterie gespeichert und für den Antrieb der verbauten Elektromotoren genutzt.
Eindrücke von der Eröffnungsfeier
Kurz erklärt: Das passiert in einer Brennstoffzelle
Das zentrale Stichwort bei der Funktionsweise einer Brennstoffzelle lautet „kalte Verbrennung“: Während des elektrochemischen Vorgangs reagiert Sauerstoff (O2) als Oxidationsmittel mit dem eigentlichen Brennstoff Wasserstoff (H2). Dabei entsteht eine große Menge an Energie – in Form von Wärme und Strom, der wiederum zum Antrieb der Geräte dient. Als Nebenprodukt fällt lediglich Wasser (H2O) an, das während des Tankvorgangs wieder aus der Brennstoffzelle abgesaugt wird.
Flurförderzeuge mit diesem Antriebskonzept hat Linde Material Handling bereits 2010 in die Serienproduktion gebracht – als erster Hersteller in Europa. Seitdem konnten in vielen verschiedenen Kundeneinsätzen wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, die auch in die Entwicklung des ersten Linde-eigenen Brennstoffzellen-Hybridsystems flossen. Erstmals präsentiert zur Intralogistikmesse LogiMAT 2023, kommt das System Linde HyPower 24V Fuel Cell mit 24 Volt Spannung und 1,8 kW Leistung zunächst in Kommissionierern und Schleppern von Linde, künftig dann ebenfalls in Niederhubwagen und Doppelstockbeladern zum Einsatz. Ein größeres 48-Volt-Brennstofzellensystem befindet sich – Stand Mai 2023 – in der Entwicklung.
Bis 2030 wollen wir unsere gesamte Flotte an Gegengewichtsstaplern bis hin zum 8-Tonner mit Brennstoffzellen-Antrieb anbieten.
Stefan Prokosch, Senior Vice President Brand Management, Linde Material Handling
Diese Brennstoffzellen-Stapler fahren in der Linde-Werksflotte
Insgesamt 21 verbrennungsmotorische Gegengewichtsstapler der Flotte am Stammwerk in Aschaffenburg hat Linde Material Handling durch klimafreundliche Brennstoffzellen-Geräte ersetzt: zwölf Linde E50 mit fünf Tonnen Tragfähigkeit sowie neun Linde E35 mit 3,5 Tonnen Tragfähigkeit.
In Sachen Sicherheit: alles im grünen Bereich
Bei der sicherheitstechnischen Auslegung seiner Wasserstoff-Infrastruktur greift Linde gleich auf mehrere eigene Lösungen zurück. So gewährleistet etwa das Modul Zugangskontrolle der Flottenmanagementlösung Linde connect, dass nur geschultes Personal Tankvorgänge durchführen kann. Beschäftigte müssen sich hierfür am Dispenser per RFID-Chip legitimieren; im Hintergrund gleicht die Software die erforderlichen Berechtigungen ab. Das Sicherheitssystem Linde Safety Guard kommt derweil zum Einsatz, um Kollisionen zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur zu verhindern. Am Dispenser befindet sich hierfür die sogenannte Static Unit, welche über die sehr störungssichere Ultra-Breitband-Technologie mit dem Gegenstück – der Truck Unit – in den Staplern kommuniziert. Nähert sich ein Gerät der Anlage, reduziert der Linde Safety Guard automatisch die Maximalgeschwindigkeit. Eine weitere unmittelbar am Brennstoffzellen-System verbaute Truck Unit teilt dem Betankungssystem mit, über welches Brennstoffzellen-System das jeweilige Fahrzeug verfügt.
In puncto Leistungsfähigkeit und Betrieb überlassen wir absolut nichts dem Zufall. Natürlich wird die Anlage mit ihren verschiedenen Subsystemen auch regelmäßig gewartet. Dafür arbeiten wir mit einem regionalen Dienstleister zusammen.
Franz Huber, Projectmanager Strategic Product Platforms CB-Energy
Kommt Wasserstoff auch für meine Flotte infrage?
Schnelles Betanken, emissionsloser Betrieb, sauberes Handling: In der intralogistischen Praxis überzeugen Wasserstoff-Flurförderzeuge mit einer ganzen Reihe von Vorteilen. Und dennoch ist die Technologie keine Lösung nach dem Prinzip „one-size-fits-all“, da es – wie auch bei sämtlichen anderen Energiesystemen – stets auf die individuellen Einsatzerfordernisse und Gegebenheiten ankommt. Deshalb hat Linde Material Handling ein umfassendes Beratungsangebot im Bereich Energie etabliert.
Weit voraus beim Wasserstoff: Linde Material Handling als Vorreiter in der Branche
Spätestens seit der Zuspitzung der Energiedebatte hat das Thema Wasserstoff in der öffentlichen Debatte an Fahrt aufgenommen. Doch wortwörtlich traf das auf Linde-Stapler bereits zur Jahrtausendwende zu. Gemeinsam mit Siemens/KWU präsentierte Linde schon im Jahr 2000 einen ersten voll einsatzfähigen Staplerprototypen mit Brennstoffzellen-Antrieb. Zehn Jahre später brachte der Aschaffenburger Warenflussspezialist Brennstoffzellengeräte dann in die Serienproduktion. Inzwischen können Kundenunternehmen bei rund 80 Prozent der Linde-Baureihen dieses Energiesystem als kundenspezifische Lösung wählen. Zur Verfügung steht die Lösung etwa für Gegengewichtsstapler, Schlepper und Hochhubwagen. Weitere Informationen zu den potenziellen Einsatzgebieten solcher Fahrzeuge und Anwenderberichte gibt es auf dieser Seite.
Zahlen, Daten & Fakten zur Wasserstoff-Infrastruktur
- 100 kg Wasserstoff: Binnen 24 Stunden kann der Elektrolyseur der Linde-Anlage etwa 100 kg Wasserstoff erzeugen. Um die Infrastruktur in einem optimalen Wirkungsgradbereich zu betreiben, ist die tägliche Produktionsmenge jedoch auf ca. 52 kg gedeckelt.
- 21 Geräte: Die Wasserstoff-Infrastruktur versorgt 21 Brennstoffzellen-Fahrzeuge der Linde-Werksflotte mit sauberer Energie.
- 100 % zertifizierter Grünstrom: Der für die Herstellung des Wasserstoffs benötigte Strom stammt zu 100 % aus regenerativen Quellen wie Wind, Sonne und Wasserkraft.
- 213 Tonnen CO2: Das Projekt senkt die die jährlichen CO2-Emissionen von Linde um etwa 213 Tonnen.
- > 50 Firmen: Neben Linde waren etwa 50 weitere Unternehmen am Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur beteiligt.
- 2.8 Mio. Euro: In den Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur investierte Linde insgesamt 2.8 Millionen Euro.