200 Jahre Eisenverarbeitung am Standort Weilbach
Vom Eisenhammer zum modernen Linde-WerkAm Standort in Weilbach im Odenwald trifft Historie auf modernste Produktionsanlagen. Bereits seit 1975 befindet sich das Werk in den Händen von Linde Material Handling. 175 Kolleginnen und Kollegen stellen dort Gegengewichte für die Staplerproduktion in Aschaffenburg her. Pro Tag gießen sie 150 Stück. Die Gabelstapler-Bauteile werden komplexer – und die Kolleginnen und Kollegen in Weilbach machen mit viel Engagement erstklassige Arbeit, der nur wenige Gießereien gerecht werden könnten. Aber sie sind nicht die ersten Profis, die im Weilbacher Werk Eisen verarbeiten: Die Geschichte des Werks begann bereits vor der Industrialisierung mit Bau eines Eisenhammers. Seitdem ist viel passiert. Ein Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Umbruch mit der Industrialisierung
In den 1820er Jahren florierte das Geschäft mit Eisen in Deutschland und Europa. Entsprechend entstanden immer mehr Eisenhammer, in denen Schmiedeeisen hergestellt wurde. So auch in Weilbach: 1822 baute der gebürtige Michelstadter Johan Michael Reubold gemeinsam mit seinem Vater einen Eisenhammer auf dem Grund des heutigen Linde-Werks und erwarb vier Jahre später eine Schmelzkonzession. Doch aufgrund der immer stärker werdenden Konkurrenz aus dem Ausland und der steigenden Industrialisierung machte das Werk immer weniger Gewinn und wurde schließlich 1894 stillgelegt. Kurze Zeit darauf wurde es von zwei Frankfurter Geschäftsmännern aufgekauft und später modernisiert und vergrößert. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen dann Bauteile aus Weilbach in die ganze Welt.
Linde investiert in Effizienz, Kapazität und Nachhaltigkeit
Am 1. Mai 1975 übernahm die Linde AG der Werksgruppe Güldner das Eisenwerk Weilbach. Güldner produzierte Gabelstapler in Aschaffenburg – und aufgrund der Nähe des Eisenwerks begann die Linde AG, in Weilbach die benötigten Gegengewichte zu produzieren.
Die Anforderungen an die Produktion steigen seitdem kontinuierlich: Zum einen müssen die Kapazitäten stetig erweitert und die Produktion selbst effizienter werden. Aber vor allem die strengeren Umweltauflagen erfordern Investitionen. So wendete Linde in den vergangenen vier Jahren 12 Millionen Euro für den Standort auf und macht ihn fit für die Zukunft.
Weniger CO2 mit Bio-Koks
In Zukunft will Linde die Produktion in Weilbach noch nachhaltiger gestalten. Dazu arbeitet Linde Material Handling vor allem daran, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Herausforderung: Gießereien benötigen viel Energie und das Weilbacher Werk setzt weiterhin auf den Kupolofen. Doch Linde nimmt das Thema Umweltschutz ernst und gründete Anfang des Jahres eine Taskforce, die Bio-Koks aus biologisch abbaubaren Abfallprodukten aus der Land- und Forstwirtschaft sowie der Holz-, Recycling- und Lebensmittelindustrie im Werk testet. Die Versuche werden zeigen, wie sich der neue Brennstoff auf den ökologischen Fußabdruck des Odenwälder Werks auswirkt – denn bisher gibt es keine Gießerei, die Bio-Koks in Serie einsetzt.